Warum haben wir alle das Gefühl, nicht genug zu sein? Was ist in unserer Erziehung schief gelaufen? Eins steht nach Mischas Gespräch mit Bestseller-Autor, Journalist und Musiker André Stern fest: Unsere Kinder werden so, wie wir sie sehen. Das kann den Stoß in lebenslange Selbstzweifel oder die Entfaltung einer freien, glücklichen Seele bedeuten. Wie wir es schaffen, unsere Vergangenheit aufzuarbeiten, uns selbst vom ewigen „nicht genug“ zu heilen und unseren eigenen Kindern eine bessere Zukunft erschaffen, gibt es in diesem Artikel.
Neugier als Antrieb der Kinder – bis wir es ihnen verbieten…
Für André Stern ist klar: Der Forschungsdrang ist uns Menschen angeboren. Jedes Kind will die Welt entdecken, fragt bei jeder Kleinigkeit „wie geht das“, „warum“ und „wieso“.
Das große Problem: Dieses Hinterfragen wird uns relativ früh abgewöhnt. Wir Erwachsenen nehmen allgemein die Wünsche und Anliegen unserer Kinder nicht wirklich ernst. Ein Kind ist da, um die Welt zu entdecken und zu gestalten. Und zwar mit diesem wunderbaren Gefühl, das fast nur Kinder haben: „ich gehe in die Welt hinein und sie verändert mich so, wie ich sie verändere.“
Genau dieses Gefühl, die Welt verändern zu können, haben wir als Erwachsene oftmals verloren – und kann uns von Kindern wiedergegeben werden! Kinder können den grimmigsten harten Typen mit einem urteilsfreien Lächeln begeistern. Andere Menschen begeistern uns und wir andere Menschen. Damit verändern wir die Welt.
Wir werden so, wie wir als Kinder gesehen wurden – Im Guten wie im Schlechten
Für André Stern, selbst zweifacher Vater, gilt die universelle Regel: Unsere Kinder werden so, wie wir sie sehen. Wir werden später zu der Person, als die wir als Kind gesehen wurden. Das kann entweder der Schlüssel für ein glückliches und erfülltes Leben sein – oder der Schicksalsschlag in ein desaströses Leben voller Selbstzweifel.
Vielleicht lösen diese Worte jetzt ein gewisses Unbehagen in dir aus… Wenn ja, dann ist das alles andere als schlimm. Um es in Andrés Worten wiederzugeben: „Ich lade dazu ein, diesem Unbehagen freundlich zu begegnen. Denn im Unbehagen wurzelt das Neue.“
Ja, auch das unangenehme Gefühl darf sein. Lass es zu, wehre dich nicht dagegen, unterdrücke es nicht. Denn es ist da. Also wird es eine Berechtigung haben, aus der du lernen kannst.
Wie uns Kreativität wegkonditioniert wird
Mischa selbst hat lange Jahre immer gedacht, er sei nicht kreativ. Er dachte, dafür müsse man Künstler sein – aber was ist Kunst überhaupt, und was Kreativität? Ist das nicht alles, was man mit Begeisterung tut? Mischa hat die Chance genutzt, mit André Stern einen Künstler vor sich sitzen zu haben – und hat ihn gefragt.
Andrés Antwort ist: Für Kunst braucht man Kreativität, aber nicht alles Kreative ist Kunst. Kreativität ist die seit Kindesbeinen angeborene Fähigkeit, neue Lösungen für Probleme zu finden.
Wir Erwachsenen scheinen darauf konditioniert zu werden, diese Eigenschaft zu verlernen. Wir haben dafür die Neigung, vor Problemen wegzulaufen, statt uns ihnen zu stellen. Und wir gewöhnen unseren Kindern das Träumen ab…
Denn Kinder leben auf der Grenze zwischen realer und imaginärer Welt. Zwei Welten, die wir Erwachsenen eindeutig trennen – Kinder aber nicht. Sie sehen einen Rollschuh als Auto oder ein Spielzeug in einem Stein. Kinder finden überall kreative Lösungen für auftauchende Probleme.
Sobald sie dann jedoch älter werden, wird ihnen dann gesagt “Hör auf zu träumen und komm zurück zur Realität“. Und so geht uns Vorstellungskraft und Kreativität verloren, sobald es nur noch eine richtige Antwort gibt – in der ersten Prüfung.
Auf die Frage “was ist das?” gibt es plötzlich nur noch eine richtige Antwort. Genau hier wird Kreativität erstickt.
Begeisterung: Der Schlüssel zu einem geilen Leben?
An Kindern merkt man eins ganz deutlich: Was sie mit Begeisterung tun und was nicht. Alles was wir nicht mit Begeisterung tun, kostet uns Mühe. Und Mühe wollen wir vermeiden, dieses Verhalten ist ganz natürlich. Wir suchen uns, wie auch die Natur, den Weg des geringsten Widerstands.
Wenn wir aber begeistert von etwas sind, kostet uns unsere Tätigkeit keine Mühe mehr – wenn dann nur noch Anstrengung. Denn klar, selbst mit der größten Begeisterung wird nicht immer alles Spaß machen. Der große Unterschied ist aber:
Mühe ist, weil du musst. Anstrengung ist, weil du willst. Und wer begeistert ist, der will. Wenn du von Begeisterung getragen bist, bist du nicht mehr im Müssen.
Ein Mensch, der von seiner Begeisterung getragen ist, kann unglaubliche Selbstdisziplin aufbringen und dabei Dinge leisten, die andere sich niemals antun würden. Andrés Sohn bspw. bringt diese unglaubliche Selbstdisziplin in seiner Leidenschaft Motorsport auf – auch wenn das überhaupt nicht der Überzeugung seiner Eltern entspricht.
André selbst würde niemals diese Strapazen in Kälte und Schlamm auf sich nehmen, wie das sein Sohn freiwillig tut. Denn intrinsische Disziplin bedeutet, Schmerz und Unangenehmes freiwillig in Kauf zu nehmen, weil man von Begeisterung getragen ist.
Auf der anderen Seite der Medaille: “Wenn du musst, bist du nicht von Begeisterung getragen. In diesem Fall ist es sehr gesund, nicht müssen zu wollen. Oder nicht wollen zu müssen.”
Das Gefühl zu müssen, entsteht ohnehin immer durch äußere Einflüsse, denen du dich beugst. Familie, Freunde, Gesellschaft, die etwas von dir erwarten. Hinterfrage diese Konditionierungen und finde das, was dich wirklich begeistert.
Deine größte Aufgabe im Leben
Um ein erfülltes Leben zu führen, halte ich es für eine der wichtigsten Aufgaben, diese Dinge, die uns natürlich begeistern, zu entdecken und zu kultivieren. Dieses tief in dir steckende Interesse auszuleben und dich nicht von der Konditionierung der Gesellschaft davon abhalten zu lassen.
Viele meiner Klienten haben in den ersten Modulen meines Mentorings genau daran zu knabbern. Sie wissen, da ist etwas – aber durch diese Konditionierung glauben sie nicht daran, dass sie es können. Deshalb ist es für sie zuerst verdammt schwer, ihre wahre Leidenschaft zu finden, bis sie dann in Modul 4 und 5, mit unseren bei hunderten Kunden validierten Strategien, ihren Durchbruch erleben. (Wenn du das auch willst, dann findest du hier mehr Infos zum Mentoring.)
Denn ein besonderer Umstand birgt Hoffnung für dich: Diese Leidenschaft in dir ist etwas, was nicht zerstört, sondern nur verdeckt werden kann. Es geht “nur” darum, genau das zu finden, was schon immer in dir war. (Genau das machen wir eben im Mentoring.)
“Ich bin nicht genug” – Der fieseste Glaubenssatz deiner Kindheit
“Ich bin nicht genug”. Hast du diesen Glaubenssatz schon einmal gehört oder sogar bei dir selbst entdeckt? Er ist einer der am weitesten verbreiteten limitierenden Glaubenssätze und entsteht oftmals schon in der frühen Kindheit.
Allein durch die Frage “schläft euer Kind durch?” an junge Eltern entsteht der Druck auf Eltern und Kind, den Maßstäben der Gesellschaft gerecht zu werden, indem das Kind durchschläft. Was davon beim Kind ankommt: “Kind, so wie du bist ist es nicht gut genug. Ich hätte dich lieber, wenn du dich verbessern würdest. Wenn du durchschlafen würdest”. Später: Wenn du weniger weinst, in der Schule besser bist…
Daraus entstehen all diese Glaubenssätze im Sinne von “ich bin nicht gut genug”. Auch der weitverbreitete Glaubenssatz “ich bin schlecht in Mathe” gehört dazu. Die einzig richtige Aussage, führt André an, wäre: “Mathe interessiert mich heute nicht.” Denn man hat in der Schule dauernd versucht, uns Dinge beizubringen, die uns nicht interessieren.
Ausbrechen aus dem Teufelskreis: Wie??!
Uns prägt also unser ganzes Leben lang das Muster “ich hab dich lieb, aber – ich hätte dich lieber, wenn du…(dich verbessern würdest)”
André Stern bringt eine gute Metapher für den Erwartungsdruck der Gesellschaft, durch den sich der Glaubenssatz “ich bin nicht genug” immer weiter verstärkt:
Die Gesellschaft ist wie ein Feuer, das unter dem Kessel brodelt, in dem du sitzt. In der Schule brav sein, einen guten Abschluss machen, ordentlich studieren, einen guten Job finden… Der Druck, den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden, steigt dein ganzes Leben lang immer weiter an.
Doch es gibt eine Sache, mit der man den ganzen Druck mit einem Schlag wegnehmen kann. Mit bedingungsloser Liebe. So lüftet man den Deckel des Kessels und der gesamte Druck kann schlagartig entweichen.
Wie man bedingungslose Liebe vermittelt? Indem man auf Gefühlsebene zu verstehen gibt, was jedes Kind, jeder Mensch hören will: “Ich hab dich lieb, weil du so bist wie du bist.” In Andrés Augen ist das Vermitteln dieser Liebe ganz unabhängig von Leistung und Verbesserung der Schlüssel. Der Schlüssel der Entwicklung eines geliebten Kindes hin zu einem geliebten und bedingungslos liebenden Erwachsenen, der das tiefe, wohlige Gefühl verspürt, genug zu sein.
Die “richtige Art”, Kinder zu erziehen
Mischa muss bei Andrés Worten sofort daran denken, wie es sein wird, wenn er selbst Vater ist. Er will sein Kind nicht auf Teufel komm raus beschützen und so von der realen Welt fernhalten – aber auch nicht diesen toxischen Strukturen aussetzen, die dir durch Werbung, Kapitalismus und Co. automatisch suggerieren, du als Kind seist nicht genug.
Andrés Antwort? Alles, was du als Elternteil machen brauchst, ist dem Kind zu fühlen und zu verstehen geben: “Ich hab dich lieb, weil du so bist wie du bist.” Wenn ein Kind das wirklich spürt, dann hat es immer den sicheren Hafen des Glaubens “ich bin genug” für sich.
Es wird rausgehen in die Welt, sie entdecken und erforschen nach seinem natürlichen Verlangen. Und es wird mit allem Schlechten dort draußen umgehen können, dank des sicheren Hafens der bedingungslosen Liebe, den es durch seine Eltern erfahren hat.
Als Eltern sollte man sich entfernen von all den Methoden, Bemühungen und Befürchtungen, um ja Ergebnis X zu erreichen. Stattdessen dürfen wir vorleben, was ein glücklicher erfüllter Erwachsener ist und unseren Kindern vermitteln: “Ich hab dich lieb, weil du bist, wie du bist.” Das ist alles, was es braucht.
Extra: Männer von morgen – Ein Ausflug in die Gender-Debatteologie korrekt nutzen
Auf Andrés Website hat Mischa das Projekt “Männer von morgen” gefunden. Da er sich aktuell auch sehr mit der Gender-Thematik auseinandersetzt, interessiert ihn, was André mit diesem Projekt bewirken will.
Dessen Antwort darauf ist klar: Das Projekt war der falsche Ansatz, weil es patriarchal ist.
Heute vertritt er die Meinung, Männlichkeit und Weiblichkeit seien nur Konzepte. Alles Trennung. Er möchte die Welt weiter so ansehen, wie Kinder es tun und empfindet es als Befreiung, sich vom Konzept Mann und Frau zu verabschieden – allein wenn man bedenkt, was die Kategorie Mann der Kategorie Frau über die letzten Jahrtausende angetan hat.
Hier wird es nun spannend. Denn Mischa hat eine ganz andere Meinung dazu.
Wenn dich das interessiert, findest du hier die Fortsetzung der Debatte zwischen André und Mischa. Inklusive wissenschaftlicher Einordnung beider Perspektiven durch meine Wenigkeit.
Bis zum nächsten Artikel,
Dein Lukas
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