Murphy Lange war beim letzten Mal noch als Philosophielehrer auf diesem Podcast. Doch vor einigen Monaten erkannte er: die Rolle des Lehrers hat ihn körperlich und energetisch ausgelaugt. Vom einen auf den anderen Tag entschloss er sich, alle Sicherheiten fallen zu lassen und Coach für Metal Bands zu werden. In diesem Gespräch geht es um die Selbsttäuschung, mit denen unser Verstand uns immer wieder davon abhält, unser wahren Bestimmung im Leben zu folgen. Wir kritisieren das Schulsystem und diskutieren die Notwendigkeit eines Staates.
Wie du dich selbst immer wieder verarschst
Dein Verstand erzählt dir immer wieder Geschichten, die dich davon abhalten, über dich hinauszuwachsen und deinem wahren Purpose zu folgen. Murphy hat sich in seinem Lehrer-Job die Geschichte „du musst nicht selbstständig sein, um frei zu sein“ erzählt. Das stimmt grundsätzlich natürlich – aber nicht für jeden. Murphy hat diese Geschichte geglaubt, ohne dass es für ihn persönlich galt. Er fühlte sich im Schulsystem nicht frei.
Hier stellt sich natürlich die Frage: Wo ziehst du die Grenze zwischen positivem Framing (sich eine Geschichte zu erzählen, die einem selbst dient) und einer Selbsttäuschung? Woran erkennst du, ob du gerade wirklich tust, was du tief aus deinem Herzen willst, oder ob du eine Lüge glaubst?
Woran du erkennst, dass du auf dem richtigen Weg im Leben bist
Murphy sieht den Schlüssel ganz eindeutig in der Achtsamkeit. Horche bei schwierigen Entscheidungen oder wichtigen Fragen tief in dich hinein.
Wenn du keinen Unterschied feststellst zwischen dem Gefühl das du spürst und der rationalen Erklärung, die du dir selbst für dein Handeln gibst, dann bist du auf dem richtigen Weg. Wichtig dafür ist natürlich, zuverlässig auf sein Bauchgefühl hören und es wahrnehmen zu können. Wenn du eine Differenz spüren solltest zwischen deinem Gefühl und deiner Geschichte, dann kann das ein Anzeichen dafür sein, dass du dich selbst täuschst.
Sehr emotionale Menschen täuschen sich übrigens nicht so einfach selbst, weil sie sehr sensibel fühlen können (bspw. meine Freundin Sarinia). Diese Menschen werden dann aber auch schneller von ihren Gefühlen bestimmt. Sehr analytische Menschen wie ich sind selbstregulierter und können ihre Gefühle mit Disziplin in dienend und nicht dienend ordnen. Sie neigen aber auch dazu, schneller ihre wahren Gefühle zu unterdrücken.
Aus dem Lehrerjob in die Selbstständigkeit – Ausbrechen aus dem System
Ich höre es immer wieder von meinen Followern: „Ich will ja eigentlich XY machen, aber meine Familie verurteilt mich dafür“ oder so ähnlich. Eins ist klar: Du wirst auf Widerstand stoßen, wenn du anfängst, dein Ding zu machen. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, diesem Widerstand zu begegnen.
Wichtig ist es, die goldene Mitte zwischen „ich konzentriere mich nur auf mich selbst und lasse mich von niemandem aufhalten“ und „ich lasse mich runterziehen von dem, was andere über mich denken“ zu finden.
Denn ja, an erster Stelle ist wichtig, was du von dir hältst. Aber wenn du dich als etwas siehst und niemand anders sieht das so – dann bist du es irgendwo auch nicht. Du verlierst nämlich den Bezug zur Realität.
Du solltest also wie Murphy beide Aspekte beachten: Deine Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung. Beide Ebenen gehören zu wahrem Selbstbewusstsein dazu. Extreme sind nie die Wahrheit, sondern alle Seiten haben gewissermaßen Recht.
Murphys harte Kritik am Schulsystem
Das Bildungssystem hat Murphy aufgefressen, wie er sagt. Die Rolle, die er in der Schule gespielt hat, hat ihn körperlich und energetisch zu sehr ausgelaugt, weshalb er seinen Job als Philosophielehrer beenden musste.
Murphys größte Kritik am Schulsystem: Wie mit Lehrern umgegangen wird und die Struktur des Lehrerberufs an sich. Als Lehrer darfst du nicht streiken oder demonstrieren, weil du sehr viel Sicherheit im Job hast. Du musst „den Dienstweg nutzen“, wenn du etwas ändern willst. Bedeutet: Dich an den nächsthöheren Vorgesetzten wenden. Aber genau mit diesem Dienstweg und der Hierarchie im Schulsystem haben die betroffenen Lehrer ja ein Problem.
Als Lehrer brauchst du außerdem eine krasse Anpassungsfähigkeit an das System, sagt Murphy. Somit sind Lehrer die am stärksten angepassten, konformsten Menschen der Gesellschaft – und sollen Kinder zu mündigen, selbstdenkenden Erwachsenen erziehen…
Durch die Schule werden wir auf Konformität gepolt. Denn in einer Gesellschaft geht es nie darum, dass jeder für sich individuell das beste rausholt. Natürlich steckt da keine verschworene Agenda hinter. Es handelt sich hierbei mehr um ein systemisches Symptom, keine gewollte Steuerung.
Die Gesellschaft sagt dir nicht die Wahrheit
Trotzdem gilt: Wenn du für dich Erfüllung und Glück willst, dann musst du es dir selbst holen. Wenn du das hier gerade liest, hast du die Chance das System zu analysieren und für dich zu nutzen, statt weiter nur mitzuschwimmen. Klar, wenn das alle machen würden, wenn alle nach Selbstbestimmung streben würden, würde Chaos entstehen. Aber die meisten tun es eben nicht.
Ein Staat zieht immer die Durchschnittslinie und einigt sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Denn im Fokus steht das Wohl der Gemeinschaft, nicht des Individuums. Eine mögliche Chance sehe ich darin, dass die Aufteilung der Menschheitsbevölkerung sich wieder zu kleineren Tribes und Gemeinschaften entwickelt. Murphy sieht hier allerdings die Gefahr, dass man sich als Tribes die Köpfe einschlägt. Der Staat gibt als Instanz schließlich Sicherheit, selbst wenn er nicht der allerkompetenteste ist.Ein interessantes Alternativ-Modell ist das der Free Private Cities (mehr dazu gibt es hier)
Ein Philosophielehrer verteidigt die Maßnahmen
Ich persönlich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch. In der Schule war ich ein Rebell. Ich schätze, ich wäre der erste gewesen, der sich gegen die massenhaften Schnelltests an den Schulen gewehrt hätte. Alleine wenn ich daran denke, wie bei uns früher die Kinder mit Läusen gemobbt wurden – wie viel schlimmer muss es positiv getesteten Schülern heutzutage gehen? Deshalb bin ich immer wieder überrascht, dass die meisten Menschen einfach so mitziehen…
Murphy sieht das ganz anders als ich: Sich zu testen ist ein geringer Preis. Er findet es viel schlimmer, dass du bspw. als Lehrer gar nicht verbeamtet werden darfst, wenn du irgendwann in deinem Leben in psychischer Behandlung warst. Da etwa 10% der Deutschen Depressionen haben, sind das von 30 Schülern drei. Da brauchst du doch Leute, die Depression selbst kennen, in Behandlung waren und helfen können!
Murphy akzeptiert die Maßnahmen unter der Annahme, dass sie mit einer guten Absicht beschlossen werden und sie verhältnismäßig sind. Er sieht den Wertekonflikt zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung auf der einen und dem Gemeinwohl auf der anderen Seite. Erst sobald diese beiden Aspekte nicht mehr im Verhältnis stehen, einer also vollkommen vernachlässigt wird, kann er die Maßnahmen nicht mehr gutheißen.
Momentan haben sie seiner Meinung nach noch eine gewisse Berechtigung, weil er sieht, dass mit gutem Willen gehandelt wird. Eine komplette Ausgangssperre wie in Buenos Aires ist eben nicht mehr im Verhältnis, weil man wissenschaftliche Erkenntnisse hat, die zeigen, dass Aerosole sich im Freien nicht gefährlich verbreiten.
Es gibt nicht DIE WAHRHEIT
Ob Maßnahmen oder Beruf: Wenn du in einer Gesellschaft lebst besteht immer die Gefahr, zum konformen Menschen zu werden – oder zum Relativisten. Wer nur noch abwägt und hinterfragt, wird handlungsunfähig.
Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Oder anders ausgedrückt: Die eine Wahrheit gibt es nicht. Was uns aber zusammenhält, ist die Liebe. Wenn jeder aus Liebe handelt, ist die Wahrheit nicht mehr ganz so wichtig. Wer aus Liebe als Antrieb handelt, der tut automatisch das Beste für die anderen.
Ewiges Relativieren hindert dich außerdem am Handeln. Genau das brauchst du aber, um dir dein geilstes Leben zu erschaffen. Laufe also mit deinem best guess los und reflektiere dann, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Ewig zu überlegen und dann nichts zu tun, bringt dich nicht weiter.
Murphy sagt, er würde gar nicht den Anspruch haben, dass nie wieder persönliche Krisen kommen und du falsche Wege einschlägst. Du solltest nur lernen, frühzeitig zu reflektieren, wenn du in die falsche Richtung läufst und sie dann korrigieren. Das Leben wird schließlich nicht einfacher. Du wirst nur besser darin, das Spiel zu spielen.
Ich hoffe, du konntest einiges aus der Episode lernen. Peace out,
Dein Mischa
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