Du kennst das bestimmt auch: Man öffnet Instagram und wollte eigentlich nur kurz – schon versinkt man viel länger in Stories und Feed, als man eigentlich geplant hatte. Die Informationsflut der heutigen Zeit raubt uns den Fokus und sogar unsere Kreativität! Warum wir so süchtig nach Social Media, News und jeder Art von neuen Informationen sind und wie wir damit umgehen, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen, lernst du in diesem Artikel nach einem Interview mit Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch.
Wie uns die Informationsflut unglücklich macht
Du kannst dir wahrscheinlich sofort etwas darunter vorstellen, wenn ich das Wort „Information Overload“ in den Raum werfe. Vielleicht entsteht sogar schon ein Gefühl bei dir.
Fakt ist: Die Überdosis an Informationen ist in der Corona-Pandemie ganz besonders deutlich geworden. Sämtliche aktuelle Studien zeigen, dass der durchschnittliche Medienkonsum in den letzten 2 Jahren stark zugenommen hat.
Überall Informationen zu kriegen mag toll sein – doch es entstehen dabei immer auch Gefühle in uns. Gerade beim Konsum der Mainstream-Medien mit ihren negativ verzerrten Schlagzeilen sind das nicht unbedingt die schönsten Gefühle, die uns beim Lesen der Google News begleiten.
Deshalb sollten wir sehr selektiv werden mit dem, was wir an Informationen an uns heranlassen.
Warum sind wir so süchtig nach Social Media und Nachrichten?
Hast du dich schon einmal gefragt, warum wir Menschen dieses starke Verlangen nach Informationen verspüren, welches einem Suchtverhalten nahekommt?
Dr. Volker Busch erklärt es so: Informationen führen genauso wie Essen und Sexualität zum Ausschütten von Glückshormonen. Im Besonderen diese drei Parameter bedeuteten evolutionsgeschichtlich einen Überlebensvorteil – weswegen wir süchtig danach sind.
Wie wir uns aus der Informationssucht befreien können
Wie jeder Sucht sind wir auch der Sucht nach Informationen – Social Media, News und Co. – nicht hilflos ausgeliefert. Die Kunst besteht darin, deinen Verstand einzuschalten und Informationen zu selektieren: Wichtig für mich oder nicht?
Außerdem gehen Menschen grundsätzlich verschieden an Informationen heran, erklärt Dr. Busch. Und zwar im Push- oder im Pull-Stil:
– Push: Sich alle Infos reindrücken lassen, wie sie gerade auf einen hereinprasseln
– Pull: Sich die Infos selektiv und kritisch hinterfragend heranzuziehen, wenn man sie braucht
Welche Methode für ein stressfreies, entspanntes Leben förderlicher ist, kannst du dir sicherlich selbst denken. Es ist eine kognitiv schlaue Steuerung, auf das Riesen-Angebot an Informationen zu verzichten und sich selbst zu kontrollieren.
Genau das kann der Mensch prinzipiell. Denn wir haben einen sogenannten Gyrus Frontalis im Vorderlappen des Gehirns, mit dem wir Impulse kontrollieren können. Gerade diese Fähigkeit macht uns zu erfolgreichen sozial verantwortlichen Wesen. Nur deshalb können wir zu Hunderttausenden zusammenleben – weil wir unsere Impulse kontrollieren und uns an Regeln halten können.
Zugegeben, diese Impulskontrolle fällt uns mit dem Überangebot an Essen, Sexualität oder Informationen sehr schwer…
Was du aus dem Marshmallow-Experiment lernen kannst
Vielleicht hast du schon einmal vom bekannten Experiment des Psychologen Walter Mischel gehört, das unter dem Namen „Marshmallow-Experiment“ bekannt wurde.
In jenem Experiment bot der Versuchsleiter Kleinkindern ein Marshmallow an, dass sie sofort essen durften – oder sie warteten 10 Minuten. Dann würden sie zwei Marshmallows bekommen, versprach er ihnen. Manche Kinder widerstanden der Versuchung, um mehr Marshmallows zu bekommen. Andere aßen sofort den einen Marshmallow.
Jahrzehnte später untersuchte Mischel die nun erwachsenen Kinder: Die mit Impuls-Kontrolle waren im späteren Leben erfolgreichere Erwachsene. Sie rauchten weniger, wogen weniger, hatten bessere Partnerschaften und waren finanziell besser aufgestellt.
Die Fähigkeit, kurzfristige Belohnung aufzuschieben, um später mehr Früchte ernten zu können, hilft dir tatsächlich dabei, deine Ziele auch wirklich zu erreichen. Dieses Prinzip nennt sich „Delayed vs. Instant Gratification“. Genau dazu hat Mischa noch vor kurzem ein eigenes YouTube-Video gemacht.
Pro-Tipp an der Stelle: Klick jetzt nicht sofort auf das rot hinterlegte Wort, um zum Video zu gelangen. Dann wärst du eins der Kinder, das nicht auf das zweite Marshmallow warten kann. Lies diesen Artikel bis zu Ende durch und klick danach auf das Video.
Falls es dir noch schwerfällt, „Nein“ zu Ablenkungen zu sagen: Diese Fähigkeit kann man trainieren. Je öfter du es schaffst, Versuchungen zu widerstehen, desto leichter fällt es dir langfristig.
Booster für deine Produktivität: Manipuliere deine Willenskraft
Schonmal den Begriff „Second Screen Behaviour“ gehört? Damit ist das Verhalten gemeint, sich nicht einmal mehr auf die eine Netflix-Serie zu konzentrieren, sondern noch nebenbei mit dem Tablet auf Amzon zu shoppen oder auf Instagram zu swipen. Genau das führt zu einer Überflutung mit zu vielen Reizen. Mit dieser Flut kann man gerade ab einem Alter von 30 Jahren immer schlechter umgehen und tendiert dazu, nichts mehr richtig auf die Kette zu bekommen.
Bekomme also dein Aufmerksamkeits-Management in den Griff, indem du entweder Netflix schaust oder ein Gespräch führst oder einen Artikel liest. Widme einer Sache deine volle Aufmerksamkeit, statt überall ein bisschen, aber nirgendwo richtig zu sein.
Klar, sich auf einzelne Dinge voll zu fokussieren, braucht deine Willenskraft. Dr. Busch sagt, Willenskraft sei eine Eigenschaft, die wir verhältnismäßig spät in unserer Entwicklung gelernt haben. Deswegen sei sie auch sehr anfällig für Zuckermangel – einer der Gründe, weshalb es dir abends schwerer fällt, Entscheidungen zu treffen.
Im Zusammenhang mit Willenskraft und Konzentration spielt auch deine Ernährung eine große Rolle. Studien haben Dr. Busch zufolge bspw. gezeigt, dass langkettige Kohlenhydrate zum Frühstück Kindern eine viel bessere Konzentration in der Schule ermöglichen, als wenn sie nicht frühstücken oder nur stark zuckerhaltiges zu sich nehmen. Zusätzlich habe ich noch 4 weitere Tipps dafür, wie du deine Willenskraft steigern kannst, in einem eigenen Video für dich. Schau es dir unbedingt an.
Neuro-Enhancement: Mit chemischen Substanzen zur Bestleistung?
Für Dr. Volker Busch ist ganz klar: Ja, Substanzen wie Ritalin können dir den kurzfristigen Vorteil verschaffen, mehr leisten zu können. Wenn sich dabei aber langfristig deine eigene Persönlichkeit verändert, du deine Beziehungen für die Karriere vernachlässigst und dich nur noch abstresst – musst du dich fragen, ob es dir das wert ist.
Klar können gewisse Substanzen bei ADHS oder anderen diagnostizierten Krankheiten helfen. Wenn aber der einzige Weg, dem Druck in unserer Gesellschaft standzuhalten, darin besteht, sich Substanzen einzuwerfen… dann ist das alles andere als gesund.
Im Endeffekt hat alles im Leben seinen Preis. Jede Ernährung, jede Beziehung und auch jede Art, mit seinem Körper umzugehen.
ADHS: Gibt es das als Krankheit wirklich?
Immer wieder wird von Schulkritikern und Systemreformern behauptet, ADHS sei gar keine Krankheit, sondern nur ein etwas anderes, lebhafteres Verhalten bestimmter Kinder. Dr. Volker Busch sagt dazu ganz klar: Was eine Krankheit ist und was nicht, ist immer eine Definition anhand der Gesellschaftsphilosophie. Sie wird daran gemessen, was als „normal“ gilt und hat keine klinisch-medizinische Referenz.
Zu sagen „ADHS gibt es nicht“, hilft allerdings keinem der Betroffenen. Egal wie man es nennt: Natürlich sollte man niemanden stigmatisieren, sondern den Betroffenen helfen, ein genauso gutes Leben zu führen wie alle Anderen auch.
Und genau das ist problemlos möglich. Die Betroffene brauchen bloß einen eigenen Rahmen, der u.U. etwas anders als „normal“ ist. Beispielsweise so wie Mischa: Vier bis sechs Stunden konzentrierte Arbeit am Tag, nicht mehr.
Die Superkraft unseres Zeitalters: Kreativität erlernen
Kreativität ist so ein Ding, von dem viele Menschen glauben, sie hätten es einfach nicht. Vielleicht hast du sogar selbst schon einmal den Satz gesagt: „Ich bin nicht kreativ“. Doch das stimmt oft nur bedingt. Ja, manche Menschen sind wahrscheinlich kreativer veranlagt als andere. Aber möglicherweise ist deine Kreativität auch einfach nur unter einem großen Haufen an Informationsflut begraben!
Denn warum legen aktuelle Studien Dr. Busch zufolge nahe, dass Kreativität als Fähigkeit kollektiv nachlässt? Weil wir keine Momente der Ruhe und Langeweile mehr haben! Erlaube dir kopffreie Räume. Mal raus aus der Informationsflut. Abgeschirmt vom Außen in Kontakt mit uns selbst geraten.
Erstaunlicherweise ist unser Gehirn in diesen Zeiten ohne Ablenkung, in der reinen Introspektive, am aktivsten. Wenn du regelmäßig bewusst den Lärm abschaltest und in die Langeweile gehst, wirst du dich selbst so viel besser kennenlernen und auch zu deiner Kreativität zurückfinden. Deine innere Stimme, deine Intuition, die dir genau verrät was du im Leben brauchst, sie ist da – aber sie wird schnell übertönt von all den Infos im Außen.
Diese Stimme kann dir keine Maschine der Welt verleihen.
Aber… Werden wir in 10 Jahren nicht eh von Maschinen gesteuert? – Technologie korrekt nutzen
Für Dr. Volker Busch ist ganz klar: Wir Menschen sind mehr als Maschinen. Wir sind mehr als das bloße Ausführen von Aufträgen. Wir besitzen Kreativität und die Fähigkeit zum Verknüpfen von Dingen – doch dafür brauchen wir Zeit allein mit uns selbst.
Wenn wir nur noch von Algorithmen gesteuert werden, büßen wir diese Fähigkeit ein und werden mehr Maschine als Mensch. Dabei ist das Handy mit einer Bildschirmzeit von 8-9h pro Tag schon heute eine Art Verlängerung deiner Selbst…
Klar, technische Möglichkeiten bringen natürlich auch viele Vorteile, wenn diese einem gewisse stupide Aufgaben wie das Navigieren beim Autofahren abnehmen. Die Frage ist nur: was machst du mit der gewonnenen Zeit? Die meisten investieren sie in mehr Konsum von Informationsmüll. In diesen Fällen bringt die technische Verbesserung keine menschliche Verbesserung mit sich. Wenn du sie jedoch in mehr Zeit für dich investierst, dann sehr wohl.
Das Wichtigste zum Schluss
Wenn du dir nur das aus diesem Artikel mitnehmen könntest, dann merke dir:
– Lerne, mit der Informationsflut dort draußen umzugehen, indem du einen Tunnelblick für das entwickelst, was DICH im Leben weiterbringt. Focus the best, fuck the rest.
– Trainiere deine Disziplin (jetzt kannst du das Video dazu schauen) und deine Willenskraft (dieses hier auch), um dich nicht aus der Bahn werfen zu lassen, sondern Konzentration und Leistung zu steigern
– Wenn du etwas tust, dann mit voller Aufmerksamkeit. Multitasking funktioniert erwiesenermaßen nicht.
Ich hoffe, du konntest einiges aus der Episode lernen. Und falls du noch mehr zu den behandelten Themen wissen willst: Dr. Busch hat auch ein Buch darüber geschrieben, wie du Klarheit, Konzentration und Kreativität erlangst. HIER findest du das Buch, sowie Informationen und Leseproben dazu.
Bis zum nächsten Artikel,
Dein Lukas
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