Ich persönlich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe das Gefühl, mich entweder noch zu wenig mit dem Thema Gender beschäftigt zu haben oder es nicht zu verstehen. Genau deshalb ist Mario diese Woche auf dem Podcast. Mario ist Model in den USA, sexuell sehr offen und berufsbedingt stark im Kontakt mit Homosexualität und Transgender.
Sexualität braucht kein Label
Bisher habe ich nicht einmal geblickt, was hinter den Bezeichnungen „He/Him“ und „She/Her“ steckt, die ich in immer mehr Instagram-Biografien sehe. Mario erklärt es mir: Die Begriffe definieren das Geschlecht, dem sich die jeweilige Person zugehörig fühlt. Hier geht es nicht um das biologische Geschlecht (XX- oder XY-Chromosomen), sondern das Geschlecht, mit dem du dich identifizierst. Die Bezeichnung „They/Them“ steht dabei für die Zugehörigkeit zu keinem der beiden klassischen Geschlechter.
Da er als Model auftritt, wird Mario von seinen Followern immer wieder gefragt, ob er schwul oder bisexuell sei. Mario verfolgt allerdings den Ansatz, dass man seiner Sexualität kein Label geben muss. „He/Him“ und Co. und alle anderen Begrifflichkeiten sind nämlich auch wieder Labels. Das menschliche Schubladendenken scheint einfach sehr tief in uns drinzustecken.
Er selbst identifiziert sich als hetero und will nur mit Frauen Sex – aber Intimität geht für ihn auch mit Männern. Warum muss eine Partnerin oder ein Partner des anderen Geschlechts alle Bereiche abdecken? Marios bester Freund konnte ihm alle Aspekte einer Beziehung geben – außer die Sexualität. Die holt er sich von einer Frau.
Den meisten Menschen heutzutage fehlt ohnehin nicht oberflächlicher Sex, sondern tiefgehende Intimität. Eine Beziehung ohne Intimität fühlt sich auf Dauer nicht gut an. Aber eine Stunde bloß den krassesten Augenkontakt zu halten, macht schon so viel mit dir…
Wie Mario jahrelang seine Sexualität unterdrückte
Als Male Model ist Mario in einer stark von Homosexualität geprägten Branche unterwegs. Somit hat er auch eine sehr schlechte sexuelle Erfahrung gemacht: Er wurde von einem Mann sexuell vergewaltigt. „Als Mann ist es nochmal eine Stufe härter, das zuzugeben“, sagt Mario heute. Damals hat er die Vergewaltigung einfach als Erfahrung gesehen und dann verdrängt. Das hat dazu geführt, dass er unterbewusst jahrelang Sex negativ assoziiert hat und nicht als etwas Schönes wahrnehmen konnte.
Gerade als Model hat er immer die sexy Unterwäsche-Shootings gemacht. Marios Sexualität war Teil seines Jobs – keine persönliche Sache mehr, die man mit anderen Menschen intim teilen möchte.
Marios Erfahrung mit bekannten Models bestätigt das: Frauen, die sich auf Instagram oder als Models sehr freizügig zeigen, sind in ihrem echten, privaten Sexleben nicht offen. Beide Elemente sind voneinander entkoppelt. Sexualität wird somit als Marketing-Plattform genutzt und im echten Leben vernachlässigt.
Leistungsdruck zerstört das Sexleben
Mario sagt ganz klar: Er hatte nie einen krassen Sexdrive und hat immer schon recht wenig an Sex gedacht. Er war stattdessen auf seine Karriere fokussiert. Schließlich war er davon überzeugt, er sei einfach asexuell. Doch die krasseste Blockade war, rückwirkend betrachtet, seine Performance Anxiety, der Leistungsdruck beim Sex. Gerade weil er ja das krasse Model ist, von dem jeder erwartet, dass er auch im Sex gut ist…
Wie konnte Mario diese Blockade auflösen? Besonders durch radikal offene Kommunikation mit seiner Freundin und seinem besten Freund. Er dachte jahrelang, er wolle sich vom Sex nur nicht ablenken lassen. Tantra und Psychedelika haben ihm dann gezeigt, dass da noch etwas viel Tieferes ist.
Ich persönlich hatte nie nennenswerte sexuelle Blockaden, aber durch meine LSD-Erfahrung am Burning Man habe ich Mal so richtig gemerkt, wie krass Sex sein kann. Daraufhin habe ich zurücküberlegt, was ich dort anders gemacht habe. Es war die Atmung. Seitdem mache ich regelmäßig 1-stündige Breathwork-Sessions, holotrophes oder tantrisches Atmen. Auf diese Weise findest du heraus, was in dir noch geblockt ist. Du trittst förmlich aus deinem eigenen Körper und sprengst Grenzen, von dessen Existenz du vorher nicht einmal wusstest…
Allerdings muss bei diesem intensiven Breathwork jemand dabei sein, der dich pusht. Der dich in den richtigen Momenten anfasst und genau weiß, was er tut – sonst packst du es nicht. Mit tantrischem Atmen schaffe ich es manchmal, die Mechanismen wie damals auf LSD abzurufen. Ich werde dann so laut, wie mein Verstand es eigentlich nicht zulassen will, weil der daran denkt, ob mich jemand hören oder es meine Freundin stören könnte. In diesen Momenten bist du wirklich frei in deiner Sexualität. Mit der richtigen Atmung kannst du außerdem deinen Orgasmus so lange herauszögern, wie du willst.
Das allerwichtigste für dich ist jedoch: Dein Sex wird besser, je offener du mit deiner Partnerin kommunizierst. Frauen müssen sich bei dir zu 100% fallen lassen können – und das geht nur durch Vertrauen.
Wie Mario Onlyfans betreibt
Letztens habe ich noch ein Video mit meiner Meinung zu Onlyfans geteilt. Mario hat es auch gesehen und so sind wir darüber ins Gespräch gekommen, denn er selbst hat Onlyfans. Er liebt es, sexy Fotos zu machen, auch Nacktfotos. Das ist für ihn seine Form von Kunst.
Allerdings haben seine Fotografen in Vergangenheit öfter Fotos mit Mario als Motiv ohne Erlaubnis im Internet veröffentlicht. Jetzt mit Onlyfans hat er die Power zurück, weil er selbst bestimmt, was er hochlädt. Du musst nur wissen, wie weit du gehen willst. Bis wohin ist dein Content auf Onlyfans Selbstausdruck und ab wann verhurst du dich?
Wenn du Onlyfans als eine Plattform deiner (sexuellen) Kunst benutzt, profitierst du von einem zensurfreien Algorithmus. Denn gerade in den gängigen sozialen Medien wie Instagram oder YouTube wird die Zensur immer stärker. Marios TikTok-Account wurde bspw. gelöscht, nur weil er in einem Video eine eng anliegende Badehose anhatte.
Auf Onlyfans kannst du dich ausdrücken, ohne dir Gedanken über Clicks und Likes zu machen. Das Problem ist nur die Übersexualisierung. Manche Leute denken, sie hätten mit ein paar Dollar im Monat die Kontrolle über dich. Onlyfans ist also insgesamt ein Werkzeug, das du für dich nutzen kannst, was aber auch oft missbraucht wird. Die Gefahr ist nämlich die Verlockung, sich für Geld zu verhuren und damit gegen seine Werte zu handeln.
Zwischen Unterdrückung und Übersexualisierung
Ich persönlich nehme es so wahr, dass die Menschen in Europa größtenteils immer noch sehr prüde eingestellt sind und Sexualität ein Tabu-Thema ist. In den USA passiert gefühlt gerade eine Übersexualisierung, wodurch die Intimität als Paar verloren geht. Die Frage ist: Gibt es einen Mittelweg?
Mario findet es gut, dass wir sexuell offener werden und sieht sich eher auf der US-amerikanischen Seite. Ich selbst finde, es müsste eigentlich dahin gehen, dass du deinem Partner/ deiner Partnerin gegenüber einfach aussprechen kannst, was du sexuell willst. Genauso wie du im Restaurant sagst, was du bestellen willst. Ich wäre dafür, den Sex weniger nach außen allen zu zeigen wie es in den USA teilweise passiert, sondern stärker die Intimität mit geliebten Menschen offener zu gestalten. Damit sich jeder Mensch unabhängig von seiner sexuellen Orientierung bei Partnerin oder Partner geborgen fühlen und offen ansprechen können, was sie fühlen und wollen.
Ich hoffe, du konntest einiges aus der Episode lernen. Peace out,
Dein Mischa
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